palaver

Nochwas dazu sagen.



Lieber Johann,
so viele Fragen, die ich mir noch nicht einmal selbst gestellt habe. Natürlich der Text, vor allem die etwas überholt anmutende Sprache, was bei bald hundert Jahren nicht verwundert. Der seidige weiche Einband in der Hand vermutlich und das vorsichtige Rascheln beim Umblättern. (Wenn ich mir früher bei Oma ein Buch aus dem Schrank holen durfte, habe ich auch immer die besonders SCHÖNEN ausgesucht.) Und in meinem speziellen Fall ist sicher die Erinnerung an den Menschen, der es mir schenkte, nicht ganz unbeträchtlich. Ich glaube, dass er das Buch gern selbst behalten hätte, aber er hat es MIR geschenkt, was ja an sich schon eine Aufforderung ist, es gut zu behüten. Hast du jemals ein schönes Buch geschenkt bekommen oder vielleicht selbst eines verschenkt? Dann weißt du vielleicht, was ich meine.
Und nein, eine Datei könnte nie so eine Bedeutung haben. Stell dir vor, ich würde sie aus Versehen löschen! Meinem Buch könnte nur ein Wohnungsbrand etwas anhaben und daran möchte ich lieber nicht denken. Eine andere Ausgabe? Ich hänge an meinem Exemplar! Digital gibt’s das, glaube ich, gar nicht. Außerdem will ich kein e-book lesen! Dann bräuchte ich wahrscheinlich in ein paar Wochen eine neue – stärkere – Lesebrille.
Genug palavert! Ich hole mir jetzt aus den Tiefen meines (geerbten!) Bücherschrankes Herrn Kafka hervor, was ich eine halbe Ewigkeit nicht getan habe. Ich bin etwas verwirrt, wie inspirierend eine simple Anfrage bei Google (buch + e-book + ende der papierzeit; 4. Treffer) sein kann.
Gute Nacht!
Josef


Eintrag von K. am 04.09.2012 21:48:08



verleumdung

natürlich war mir die ironische übertreibung bei der anzahl bewusst, doch um einen ersten ansatz zu haben, entschloss ich mich, sie für wahr zu nehmen. ich beging eine gezielte verleumdung, und bei diesem thema steht josef k. immer ganz vorn. deshalb haben sie ihm auch den prozess gemacht.

aber um mal aufs eigentliche problem zu kommen: kann man auch eine datei so lieben? was verbindet dich mit deinem buch, wenn man vom text mal absieht?? warum kramst du zuweilen dieses buch hervor und liest nicht jedesmal eine andere ausgabe mit gleichem text oder digital im rechner??

Eintrag von johann am 04.09.2012 09:24:37





Lieber Johann,
ich glaube auch nicht an Märchen, möchte aber zu meiner Verteidigung anführen, dass die Hundert nur ein ganz klein wenig übertrieben war. Wenn man ein Buch so sehr liebt, dass man es drei, vier Mal im Jahr liest und selbiges schon länger als sein halbes Leben besitzt, kommt schon einiges zusammen. In diesem Sinne wünsche ich dir einen schönen Abend - vielleicht ja mit einem (neuen) alten Buch.
Josef (Warum zum Henker Josef?)

Eintrag von K. am 03.09.2012 20:52:19



lieber josef,

mit der farbe hab ich keine probleme, ich bin selber schwarz. aber zeilen, die man hundert mal liest, gibts nur im märchen.

Eintrag von johann am 02.09.2012 19:58:47





Die Lektüre dieses Aufsatzes ließ mich zu dem kleinen, in schwarzes Leinen gebundenen bald hundert Jahre alten Bändchen greifen, das mir jemand vor langer Zeit schenkte. Nichtsdestotrotz schreibe ich diesen Eintrag auf meinem Netbook, auch schwarz, das ich gleich ausschalte und gegen die gedruckten Zeilen tausche,um sie zum hundertsten Mal zu lesen.

Eintrag von K. am 01.09.2012 23:48:35



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